Andacht vom 12.05.2020

Es werden immer mehr, immer mehr graue Haare.
Wieso sind die mir vorher nicht aufgefallen?
Und ziemlich lang sind meine Haare inzwischen, lang und außer Kontrolle.
Aber das ist ja nicht nur bei mir so.
Seit einiger Zeit unterhalte ich mich mit vielen Leuten via Videokonferenz über Haare. Zumindest so nebenbei fällt das Thema bei Männern und Frauen: „Zu lang; sorry für die Frisur; nächste Woche sieht das hoffentlich besser aus, mein Friseur hat endlich wieder auf; ich wusste gar nicht, dass Sie schon grau sind; och, eigentlich steht Ihnen das .....“
Haare.
„Graue Haare sind eine Krone der Ehren, die auf dem Wege der Gerechtigkeit gefunden wird“ - so heißt es in den Sprüchen (16,31). Das klingt doch schön. Derzeit zeigen viele von uns also nach und nach unsere Kronen.
Ich gestehe, ich bin fast ein bisschen traurig, dass die Friseure wieder geöffnet haben. Mir hat es gefallen, zu sehen, wie sich bei dem einen plötzlich wilde Locken zeigen und bei der anderen sich die Naturfarbe zurückkämpft. Es hatte doch irgendwie etwas ehrlich Befreiendes.
Gott, ich weiß, Haare sind ein heikles Thema, ein haariges Thema im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Emotionen gehen mit Haaren einher. Die Haare des anderen zu berühren, daran zu riechen kann geradezu sinnlich sein; Haare zu verlieren ist schmerzhaft und traurig; eine neue Frisur kann Ausdruck einer Lebensveränderung sein und manche Frisuren und Haarfarben können sogar eine Form des Protestes darstellen.
Derzeit haben wir nicht alle unsere Haare so im Griff wie sonst, haben das Leben nicht so im Griff wie sonst. Es ist derzeit einfach vieles außer Kontrolle, außerhalb des Gewohnten. Diese Zeit verändert uns – nicht nur die Haare, aber an den Haaren wird so manches eben sichtbar.
Du, Gott, hast uns mit Haut und Haar geschaffen, du weißt, was uns Sorgen macht, du weißt, was uns fehlt. Dir sind wir so wichtig, dass nicht eines unserer Haare von dir unbemerkt ausfallen kann.
Mir tut dieser Gedanke gut. Mir tut es gut, dass du auf mich achtest, so unglaublich sorgsam.
Mir tut es gut, mich daran zu erinnern, dass du mich wunderbar geschaffen hast, dass wir alle wunderbar sind: Mit grauer Krone, mit wilden Locken, in allen Farbfacetten und auch mit Glatze. Du hast uns wunderbar geschaffen und du bemerkst an uns jede noch so kleine Veränderung, jeden noch so winzigen Schmerz.
Du hast Acht.
Danke dafür.

EG 379 Gott wohnt in einem Lichte (Jochen Klepper)

1) Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann.
Von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann.
Unsterblich und gewalig ist unser Gott allein,
will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein.
2) Und doch bleibt er nicht ferne, ist jedem von uns nah.
Ob er gleich Mond und Sterne und Sonnen werden sah,
mag er dich doch nicht missen in der Geschöpfe Schar,
will stündlich von dir wissen und zählt dir Tag und Jahr.
3) Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt.
Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt.
Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat,
hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht.
4) Er macht die Völker bangen vor Welt- und Endgericht
und trägt nach dir Verlangen, lässt auch den Ärmsten nicht.
Aus seinem Glanz und Lichte tritt er in deine Nacht:
Und alles wird zunichte, was dir so bang gemacht.
5) Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein,
darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein.
Den keiner je gesehen noch künftig sehen kann,
will dir zur Seite gehen und führt dich himmelan.


Heidelberger Katechismus 1

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.
Er hat mit seinem teuren Blut
für alle meine Sünden vollkommen bezahlt
und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst;
und er bewahrt mich so,
dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel
kein Haar von meinem Haupt kann fallen,
ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss.
Darum macht er mich auch
durch seinen Heiligen Geist
des ewigen Lebens gewiss
und von Herzen willig und bereit,
ihm forthin zu leben.

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